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Wie Deutschland Migranten mit Abstand zum Arbeitsmarkt aktivieren will

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In Deutschland leben Hunderttausende Migranten ohne bezahlte Arbeit. Manche sind erst seit Kurzem hier, andere schon viele Jahre.

Diese Gruppe stellt ein enormes ungenutztes Potenzial dar. Während viele Branchen – etwa Pflege, Technik und Logistik – unter akutem Fachkräftemangel leiden, stehen diese Menschen oft am Rand. Warum ist das so? Und noch wichtiger: Was braucht es, damit sie endlich ins Berufsleben einsteigen können?

Diskrepanz zwischen Qualifikationen und Bedarf

Ein zentrales Problem ist die Kluft zwischen dem, was Migranten mitbringen, und dem, was Arbeitgeber suchen. Ausländische Abschlüsse werden häufig nicht anerkannt. Sprachbarrieren erschweren die Kommunikation, und oft fehlt Erfahrung im deutschen Arbeitsmarkt.

Gleichzeitig fehlen in Bereichen wie Bau, Kinderbetreuung, Pflege und Handwerk dringend Fachkräfte. Es gibt also Arbeit – aber sie passt oft nicht zu den Qualifikationen vieler Migranten. Umschulung und gezielte Unterstützung sind daher entscheidend.

Sprache ist der Schlüssel

Wer die deutsche Sprache nicht beherrscht, hat es auf dem Arbeitsmarkt schwer. Sprache ist nötig, um sicher zu arbeiten, Anweisungen zu verstehen und Kontakte zu knüpfen. Viele Migranten wollen arbeiten, trauen sich aber nicht, weil ihnen die sprachliche Sicherheit fehlt.

Investitionen in Sprachunterricht sind deshalb kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Nicht nur allgemeine Kurse, sondern auch berufsbezogene Sprachtrainings – etwa für Pflege oder Technik. Lernen durch praktische Anwendung wirkt oft besser als nur im Klassenzimmer.

Ausbildung und Arbeit kombinieren

Ein besonders erfolgreicher Ansatz ist das duale Prinzip: arbeiten und lernen zugleich. Zum Beispiel in Form von Praktika oder Ausbildungsprogrammen, bei denen Migranten direkt im Unternehmen starten und parallel geschult werden. So sammeln sie Praxis und verbessern gleichzeitig ihre Sprache und Fähigkeiten.

Erfahrungen zeigen: Dieses Modell funktioniert. Viele, die vorher auf Sozialleistungen angewiesen waren, entwickeln sich zu geschätzten Arbeitskräften. Arbeitgeber sind zufrieden – vor allem, wenn es klare Strukturen und gute Begleitung gibt.

Kommunen und Jobcenter in der Pflicht

Kommunen und Institutionen wie die Jobcenter spielen eine entscheidende Rolle. Leider ist die Unterstützung oft zu bürokratisch und unpersönlich. Dabei ist gerade individuelle Betreuung gefragt.

Was hilft? Jobcoaches, die die Sprache sprechen, kulturelle Unterschiede kennen und Zeit investieren. Keine Standardformulare, sondern echte Gespräche, in denen es um Motivation, Stärken und Hürden geht. Auch die enge Zusammenarbeit mit Arbeitgebern ist wichtig.

Kultur und Wahrnehmung

Kulturelle Unterschiede beeinflussen die Arbeitsaufnahme. In manchen Herkunftsländern ist Erwerbsarbeit für Frauen weniger selbstverständlich. Auch Misstrauen gegenüber Behörden oder Scham über Hilfsleistungen können eine Rolle spielen.

Zudem prägt die öffentliche Debatte das Klima. Arbeitslose Migranten werden oft negativ dargestellt – das entmutigt. Eine positive Kommunikation, die Chancen aufzeigt, statt Probleme zu betonen, ist dringend notwendig.

Auch Arbeitgeber müssen sich bewegen

Nicht nur Migranten müssen sich anpassen – auch Unternehmen können flexibler werden. Der Fokus liegt zu oft auf formalen Abschlüssen und perfekten Lebensläufen. Motivation, Lernbereitschaft und Engagement zählen aber genauso.

Wer Einstiegsmöglichkeiten schafft – über Praktika, Teilzeit oder Qualifizierungsangebote –, kann viel bewegen. Unternehmen profitieren von einer vielfältigen Belegschaft: neue Perspektiven, bessere Kundenbindung und ein offenes Betriebsklima sind nur einige Vorteile.

Gute Beispiele gibt es bereits

Es gibt viele gelungene Initiativen. Pflegeeinrichtungen kooperieren mit Sprachschulen, Kommunen bieten kombinierte Bildungs- und Arbeitsprogramme, und Handwerksbetriebe gründen Schulungszentren für Geflüchtete. Solche Projekte zeigen: Wer investiert, gewinnt langfristig.

Soziale Unternehmen verbinden Wirtschaft und Integration. Sie bieten Migranten sichere Räume, um Arbeitserfahrung zu sammeln – ein Sprungbrett in den regulären Arbeitsmarkt.

Was bringt das?

Mehr beschäftigte Migranten bedeuten weniger Sozialleistungen, höhere Steuereinnahmen und mehr gesellschaftliche Stabilität. Gleichzeitig stärkt es Eigenständigkeit, sozialen Zusammenhalt und den Zusammenhalt in Deutschland insgesamt.

In einem alternden Land mit leergefegtem Arbeitsmarkt kann sich Deutschland nicht leisten, so viel Talent ungenutzt zu lassen. Jeder, der arbeiten möchte und kann, verdient eine echte Chance.

Was muss geschehen?

Die Lösung liegt nicht in einem großen Wurf, sondern in vielen kleinen, gezielten Schritten:

  • Mehr berufsbezogene Sprachkurse, abgestimmt auf Engpassbranchen.

  • Programme, die Ausbildung und Arbeit verbinden.

  • Persönliche Betreuung durch kommunale Stellen – kultursensibel und individuell.

  • Arbeitgeber, die bereit sind zu investieren und auch unkonventionelle Wege gehen.

  • Eine öffentliche Debatte, die Potenziale betont, nicht Defizite.

Wenn Deutschland an allen diesen Punkten gleichzeitig arbeitet, entsteht echte Teilhabe – und wirtschaftliches Wachstum für alle.

Die Frage ist nicht, ob es geht – sondern wann Deutschland den nächsten Schritt wagt.

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